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II. In den 1920er- bis 1930er-Jahren war Deiningen eine der Hochburgen des Rieser Fasnachtstreibens. Alljährlich wurde beim »Baierle Vinzenz« ein Fasnachtswagen aufgebaut, mit dem man über Land fuhr und ganztägig in anderen Ortschaften Eier und Schmalzgebackenes sammelte. Nachts wurde ein Teil der Eier noch im Wirtshaus verzehrt, der weit größere Teil aber bei der »Oier-Theres«, dem Deininger Eierweib, verkauft. Den Erlös »hot ma toilt ond vrsuffa«.
Der Maibaum, im Ries als Birke oder Fichte meist am Vorabend zum 1. Mai aufgestellt, gilt bei uns als Frühlings-baum. Schon an der Fasenacht begann der Kampf Winter – Frühling. Er findet nun am 30. April (Walpurgisnacht) und am 1. Mai sein Ende. Die »bösen Geister« des Winters (Schnee, Sturm, Kälte, Eis) verlieren jetzt endgültig ihre Macht. Die ledigen Burschen eines Dorfes holen den Baum im Wald, so auch in Deiningen. Früher drehten sich bei Blechmusik die Ledigen zum »Schweinauer« um den geschmückten Baum. Die Fichte wird entastet und entrindet, bis sie ausschaut wie ein großer Besen. Nun wird der Baum mit den Zeichen des Frühlings geschmückt: Kränze sind rund und gelten als Symbol für die Sonne. Möglichst bunte Bänder sollen wieder Farbe ins Jahr bringen. Auf diese Art wird der Sommer vorweggenommen.
Alles Abergläubige ist heute weitestgehend verschwunden. Dennoch sieht man jetzt überall schöne Maibäume mit noch mehr Schmuckelementen (Girlanden, Schrifttafeln, Fahnen, Wappen, einem geschnitzten Stamm u. a.) als früher. Maibaumstehlen oder -umsägen gehört wie das Vertragen von nicht aufgeräumten Dingen nach wie vor zum Brauchtum in der Walpurgisnacht, die immer schon eine Hexennacht war, in der man sich vorsehen musste. Die ersten christlichen Missionare versuchten diesen heidnischen Brauchtumstag mit einer Heiligenverehrung zu überlagern. Man erwählte die heilige Walburga, weil deren Leiche an einem 30. April (871) von Heidenheim am Hahnenkamm nach Eichstätt überführt worden war. – Überwunden konnte das Hexenbrauchtum aber dadurch nicht werden.
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